Der Fachkräftemangel ist ein Problem, mit dem immer mehr Unternehmen zu kämpfen haben – vielleicht auch Ihres? Falls ja, erfahren Sie in diesem Beitrag etwas über die verschiedenen Möglichkeiten, wie Sie trotzdem die Aufmerksamkeit interessanter Kandidaten gewinnen.
Seine persönlichen Netzwerke für sich arbeiten zu lassen, ist einfach und bequem, genügt als Strategie aber selten aus. Die Expertise von Personalvermittlern kann neue Wege bei der Personalsuche eröffnen. Genauso bietet auch die Online-Rekrutierung viele Chancen, um dem Fachkräftemangel wirkungsvoll zu begegnen.
Medial taucht das Thema Fachkräftemangel in regelmäßigen Abständen auf, doch welche Gründe stecken eigentlich hinter dem weithin beklagten Personalmangel?
Gründe für den Fachkräftemangel in Deutschland
Von Fachkräftemangel ist die Rede, wenn viele offene Arbeitsplätze einer bedeutend geringeren Zahl an Bewerbern gegenüberstehen. Er ist in Deutschland kein generelles Problem, sondern zeigt sich regional und branchenspezifisch sehr unterschiedlich. Ob in technischen Berufen oder in der Medizin, ob im Handwerk oder in der Pflege: Besonders betroffen sind Berufe, für die eine qualifizierte Berufsausbildung obligatorisch ist. Der Befund trifft aber auch auf viele Stellen zu, die einen höheren Bildungsabschluss voraussetzen, zum Beispiel in den MINT-Berufen.
Es gibt verschiedene Gründe für den Fachkräftemangel. Als einer der Hauptgründe gilt der demografische Wandel in Deutschland. In einer überalterten Gesellschaft fehlt es schlichtweg an Nachwuchs – und damit auch an den Fachkräften der Zukunft.
Eine weitere Ursache ist die Digitalisierung, die immer mehr Wirtschaftsbereiche erfasst – oft mit gewaltigen Folgen für alte Berufsbilder. Zugleich bilden sich neue Berufe heraus, die nicht selten ein sehr spezifisches Fachwissen voraussetzen, welches sich Quereinsteiger nicht ohne weiteres aneignen können. Das zeigt sich beispielsweise am Fachkräftemangel in der IT.
Aus dem begrenzten Angebot an qualifizierten Fachkräften folgt ein großer Wettbewerb um die besten Köpfe – innerhalb Deutschlands und international. Besonders die wirtschaftlich schwächeren Regionen Deutschlands sind oft nicht attraktiv genug, um begehrtes Fachpersonal zu binden.
Der allgemeine Trend zur Akademisierung erklärt ebenso, warum viele Fachkräfte fehlen. Immer mehr junge Menschen absolvieren ein Studium, während klassische Ausbildungsberufe in deren Zukunftsplanung eine geringer werdende Rolle einnehmen.
Bestehende Netzwerke nutzen
Was also tun? Am einfachsten gestaltet sich die Suche nach Fachkräften natürlich, wenn Sie Ihre Beziehungen spielen lassen. Da Sie die möglichen Kandidaten schon kennen, benötigen Sie keinen ausgefeilten Bewerbungsprozess. Eventuell könnte es sich für Sie auch anbieten, die eigenen Mitarbeiter gezielt an der Suche zu beteiligen und für erfolgreiche Anwerbungen mit Prämien zu entlohnen.
Den direkten Kontakt suchen
Jobmessen eignen sich, um potenzielle Bewerber im persönlichen Austausch kennenzulernen, sich als attraktiven Arbeitgeber zu präsentieren und über Jobangebote zu informieren. Oft wenden sich Kontaktmessen an bestimmte Branchen und Zielgruppen. Wenn Sie Studierende direkt erreichen wollen, könnte für Sie auch Campus-Recruiting eine Überlegung wert sein, beispielsweise in Form von Flyern, Magazinen, Events oder Seminaren direkt an einer Hochschule.
Stellenanzeigen
Für die Mitarbeitergewinnung haben klassische Stellenanzeigen in regionalen und überregionalen Zeitungen nach wie vor ihre Bedeutung. Auch mit Jobangeboten in lokalen Anzeigenblättern und Fachzeitschriften können Sie Fachkräfte auf sich aufmerksam machen. Ein genauerer Blick in die Stellengesuche kann ebenfalls nicht schaden.
Personalvermittlung
Wenn Sie bei der Suche nach geeigneten Bewerbern nicht mehr weiterkommen, könnte Ihnen ein Personalvermittler weiterhelfen. Bei der Personalvermittlung lassen sich verschiedene Modelle unterscheiden.
Direktvermittlung
Ob Start-up oder internationaler Großkonzern: Die Direktvermittlung eignet sich für fast jedes Unternehmen. Im Zentrum steht dabei die erfolgreiche Vermittlung eines vorgeschlagenen Bewerbers. Nur im Falle einer erfolgreichen Vermittlung, sprich: eines unterschriebenen Arbeitsvertrages, verdient der Personalvermittler Geld.
Zeitarbeit
Im Gegensatz zur Direktvermittlung lässt sich die Zeitarbeit als indirekte Personalvermittlung verstehen. Dabei verleiht ein Unternehmen Zeitarbeiter an ein anderes Unternehmen für einen Zeitraum von maximal 18 Monaten. Zwischen dem Verleiher und dem Zeitarbeiter besteht ein Arbeitsverhältnis, während zwischen Ver- und Entleiher ein Überlassungsvertrag geschlossen wird.
Zeitarbeitsunternehmen sind für Unternehmen eine interessante Option, die kurzfristig viele Arbeitskräfte benötigen, ohne dafür einen aufwendigen Bewerbungsprozess starten zu wollen. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Verleiher die Kosten für Ausfälle übernimmt, beispielsweise wegen Urlaub und Krankheit. Die Zeitarbeit empfiehlt sich besonders für größere Unternehmen in der Produktion, die saisonbedingt oder kurzfristig mehr Personal benötigen.
Headhunter
Falls bei Ihnen eine besonders verantwortungsvolle Position vakant ist, könnte sich die Zusammenarbeit mit einem Headhunter beziehungsweise einer Personalberatung lohnen. Headhunter sind spezialisiert darauf, hochqualifizierte Fach- und Führungskräfte zu finden. Sie zeichnen sich durch Insiderwissen und ein großes Netzwerk aus.
Zu ihren Aufgaben gehört es, zusammen mit dem Unternehmen ein präzises Anforderungsprofil zu erstellen, passende Kandidaten zu suchen, zu kontaktieren, zu beurteilen (beispielsweise durch Eignungstests) und ihre Referenzen zu prüfen. Headhunter lassen sich ihre Tätigkeit gut entlohnen, selbst wenn ihre Executive Search nicht zum gewünschten Ergebnis führen sollte. Für die alltägliche Mitarbeitergewinnung sind sie in der Regel nicht geeignet.
Recruiter
Was Recruiter von anderen Dienstleistern der Personalvermittlung unterscheidet, ist ihre Spezialisierung auf ein bestimmtes Unternehmen, in dem sie oftmals angestellt sind. Zumeist arbeiten sie in der Personalabteilung und übernehmen alle Aufgaben, die mit dem Bewerbungsprozess zusammenhängen. So kümmern sie sich etwa um Stellenausschreibungen, die Vorauswahl der Bewerber und führen Bewerbungsgespräche. Auch das Employer Branding kann zu ihren Tätigkeitsfeldern gehören.
Online-Rekrutierung
Die Aufgabe, online geeignetes Fachpersonal anzusprechen, wird immer wichtiger, zugleich aber auch komplexer. Welche Möglichkeiten gibt es?
Stellenausschreibungen online veröffentlichen
Für die Online-Rekrutierung ist die eigene Unternehmenswebsite zentral. Viele Bewerber haben ihrerseits ein Auge auf bestimmte Arbeitgeber geworfen und schauen gezielt nach neuen Stellen. Eine aussagekräftige Stellenausschreibung auf der eigenen Website hilft Unternehmen nicht nur, Fachpersonal zu finden, es bietet Ihnen auch die Möglichkeit, die eigenen Vorzüge als Arbeitgeber hervorzuheben. Gerade für Unternehmen, die regelmäßig Personal suchen, empfiehlt es sich, einen Bereich ihrer Homepage ausschließlich für Stellenangebote zu reservieren.
Neben der eigenen Website bieten sich auch große Online-Jobbörsen wie Indeed oder die der Bundesagentur für Arbeit an, um Jobangebote zu veröffentlichen. Die meisten Bewerber suchen dort nach einer passenden Stelle, weniger nach einem bestimmten Unternehmen. Aus diesem Grund sollten Sie Stellenangebote möglichst spezifisch und einladend formulieren, um sich von anderen Arbeitgebern abzuheben.
Bewerber online suchen
Falls Sie nicht darauf warten wollen, gefunden zu werden, können Sie auch selbst die Initiative ergreifen. Dazu lassen sich entsprechende Bewerberdatenbanken nutzen, die von Stellenplattformen betrieben werden. Arbeitsuchende und Mitarbeiter, die offen für einen Jobwechsel sind, tragen sich in diese Datenbanken ein. Ob Lebenslauf, Zertifikate, Zeugnisse oder die Erwartungen an den künftigen Arbeitgeber: Alles lässt sich schnell überblicken. Die Nutzung einer Bewerberdatenbank hat für Sie den Vorteil, Personal zielgenau filtern zu können. Zumeist sind die Kontaktdaten nicht anonymisiert, was die unkomplizierte Kontaktaufnahme erleichtert.
Auch Online-Karrierenetzwerke wie Xing und LinkedIn sind praktisch, um mit potenziellen Mitarbeitern in Kontakt zu treten. Je spezifischer die Tätigkeitsbeschreibung ist, die Sie in die Suchfunktion eingeben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, passende Kandidaten zu finden.
Arbeitgeberbewertungsportale
Der Fachkräftemangel hat zur Folge, dass viele Bewerber die Qual der Wahl haben. Umso wichtiger wird es für Unternehmen, die eigenen Stärken klar nach außen zu kommunizieren und ihr Employer Branding zu entwickeln. Viele Bewerber vertrauen unabhängigen Informationen, um sich ein Bild von einem Unternehmen zu machen. Besonders gefragt sind in diesem Zusammenhang Arbeitgeber-Bewertungsportale wie Kununu oder Jobvoting.
Dort können aktuelle und ehemalige Arbeitnehmer ihr Unternehmen anonym bewerten. Für Unternehmen besteht ihrerseits die Möglichkeit, auf eventuelle Kritik zu reagieren oder sich für gutes Feedback zu bedanken. Als wertvolles Puzzleteil der Online-Rekrutierung sind gute bis sehr gute Bewertungen spannend, denn sie lassen sich als erstklassige Referenzen nutzen, beispielsweise im Karrierebereich. Sie sind wie Werbung seitens der Mitarbeiter – und damit ein Glücksfall für das Employer Branding.
Online-Potenziale nutzen
Um für Transparenz und Nahbarkeit zu sorgen, können Sie die unterschiedlichsten Kanäle in Ihre Online-Rekrutierung einbeziehen. Wichtig ist dabei, die Perspektive des Bewerbers einzunehmen. Oftmals weiß er fast nichts über einen potenziellen Arbeitgeber und dessen Innenleben. Umso spannender sind für ihn interessante Storys, Fotos oder Videos. Ein Blog zum Beispiel kann Interessierten einen guten Eindruck des Unternehmensalltags und der künftigen Mitarbeiter vermitteln.
Auch soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter eignen sich, um informative und unterhaltsame Einblicke ins Unternehmen zu gewähren. Auf diese Weise lassen sich sogar Nutzer erreichen, die aktuell nicht auf Jobsuche sind. Der Link zum eigenen Karrierebereich oder Blog sollte dabei natürlich nicht fehlen.