Ob Stress mit den Vorgesetzten, ein toxisches Umfeld oder fehlende Zukunftsperspektiven – es gibt viele Gründe für Frustration am Arbeitsplatz. Diese ist längst keine Randerscheinung mehr: Diverse Studien zeigen, dass Unzufriedenheit im Job zunimmt. So stellte das Jobnetzwerk XING im November 2020 in einer Umfrage unter seinen Mitgliedern fest, dass jeder Vierte dauerhaft unglücklich mit seinem Arbeitsplatz ist. Wichtige Gründe dafür waren die geringe Wertschätzung (54 %), mangelnder Respekt (51 %) sowie eine als ungerecht empfundene Bezahlung (42 %). Wenngleich drei Viertel der Befragten angaben, allgemein glücklich mit ihrem Job zu sein, erwägten dennoch 39 % von ihnen einen Jobwechsel bzw. planten diesen bereits für das folgende Jahr.
Wer selbst schon einmal in einer solchen Situation war, hat mit großer Wahrscheinlichkeit bereits das eine oder andere Mal mit dem Gedanken gespielt, einen beruflichen Neuanfang zu wagen. Dies ist allerdings nicht immer klug: Arbeitnehmer, die aus einem Impuls heraus kündigen, stellen später oft fest, dass sich ihre Frustration am neuen Arbeitsplatz fortsetzt.
Nicht jeder Grund ist ein guter Grund für den Jobwechsel
Entsprechend ist es ebenso wenig sinnvoll, beim ersten Anzeichen von Frust eine Kündigung zu erwägen, wie es sinnvoll wäre, in einer Firma zu bleiben, die keine Perspektive bietet. Eine berufliche Umorientierung sollte daher in jedem Fall wohlüberlegt und zielgerichtet erfolgen, nachdem Sie sich über alle Möglichkeiten und deren Konsequenzen im Klaren sind.
Anstatt den Vorgesetzten mit der Kündigung zu drohen oder diese tatsächlich unverzüglich einzureichen, sollten Betroffene sich nach einer frustrierenden Situation kritisch damit auseinandersetzen. Nehmen Sie sich Zeit, zur Ruhe zu kommen, und lassen Sie die Lage noch einmal Revue passieren. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf der Frage liegen, was Sie sich in Ihrer Situation erhofft hätten und weshalb und in welcher Form diese Erwartungen enttäuscht wurden. Darüber hinaus sollten Betroffene sich reflektiert damit befassen, wie ihr eigenes Verhalten und ihre Einstellung zum Job die Situation beeinflusst. Oft können bereits kleine Veränderungen eine frustrierende Situation umkehren – arbeiten Sie konstruktiv auf eine Lösung hin und überwinden Sie sich dazu, selbst Fehler einzugestehen.
Chronischer Frust macht krank
Höchste Zeit für berufliche Veränderung wird es hingegen, wenn Unzufriedenheit im Job zum Dauerzustand wird – wenn Sie also bereits mit dem Gedanken „Warum tue ich mir das jeden Tag an?“ aufstehen und zur Arbeit gehen. Hält ein solcher Zustand an, kann dies sogar gesundheitliche Folgen haben. In manchen Fällen kommt es vor, dass der Job im wahrsten Sinne des Wortes krank macht und zu Burnout, Depressionen und psychosomatischen Beschwerden führt.
Solche Missstände lassen sich oft nur durch Zusammenarbeit aller involvierten Parteien beheben. Ist dies nicht möglich, weil der Chef nicht mitzieht oder die Kollegen sich uneinsichtig zeigen, sollten Sie mit der Suche nach beruflichen Alternativen beginnen – schließlich wird die Lage nicht besser, wenn Sie sie einfach nur ertragen.
Es gibt keinen „richtigen Zeitpunkt“ für einen Jobwechsel!
Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie 25 oder 55 Jahre alt sind – es gibt immer Gründe, die für oder gegen eine Neuausrichtung sprechen. So gibt es sowohl Unternehmen und Berufszweige, die jüngere, digitalaffine oder körperlich fitte Bewerber bevorzugen, als auch solche, die Wert auf Lebenserfahrung und geistige Reife legen. Dennoch ist das Alter in so gut wie keinem Fall ein Ausschlusskriterium und sollte nicht als Rechtfertigung dienen, sich an einen Job zu binden.
Viel wichtiger sind hingegen die Motivation für die berufliche Neuorientierung und die Einstellung, mit der Sie auf Ihren neuen Job zugehen. Bereits während des Bewerbungsverfahrens sehen sich Quereinsteiger oft mit der Frage konfrontiert, warum sie ihren alten Job hinter sich gelassen haben. Die Antwort spielt eine tragende Rolle für den Eindruck, den Sie bei der Personalabteilung hinterlassen: Ein Bewerber, der klare Ziele nennen kann, auf die er hinarbeitet, signalisiert damit Engagement und Weitblick – Eigenschaften, die auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt sind.
Mentale Hürden gemeinsam und reflektiert überwinden
Eine reflektierte Betrachtung der eigenen Wechselmotivation ist daher von entscheidender Bedeutung bei der Neuorientierung. Versuchen Sie, Ihre Ziele positiv zu formulieren. Wissen Sie genau, wie Sie vom Wechsel profitieren und welche Fähigkeiten Sie Ihrem neuen Arbeitgeber bieten können, erleichtert dies nicht nur die Bewerbung, sondern hilft gleichzeitig bei der Überwindung mentaler Hürden.
Diese sind insbesondere bei einer drastischen Neuorientierung wie einer Umschulung oder dem Start in die Selbstständigkeit präsent. Selbst wenn der aktuelle Job merklich eine Sackgasse darstellt, identifizieren sich Berufstätige oft unbewusst mit ihrer Tätigkeit bzw. ihrem Arbeitgeber. Dies aufzugeben fällt bisweilen schwer und ist unweigerlich mit Risiken verbunden. Daher sollte ein Jobwechsel niemals im Alleingang erfolgen – immerhin betreffen die Folgen auch das unmittelbare Umfeld. Familie, Bekannte und Mentoren können dabei nicht nur die Angst vor dem Sprung ins sprichwörtliche kalte Wasser nehmen. Oft helfen ihre Ratschläge dabei, konkrete Pläne zu entwickeln oder Denkfehler aufzudecken, sodass die berufliche Neuorientierung in vielen Fällen besser abläuft, wenn Sie sich Rat suchen. Sollten Sie später Unterstützung benötigen, ist es zudem einfacher, diese zu erhalten, wenn die Betroffenen im Bekanntschaftskreis sich bereits auf diese Eventualität vorbereiten konnten.
Drei Schritte zum Neuanfang
Dennoch bleibt eine berufliche Neuorientierung ein fortlaufender Entwicklungsprozess von den ersten, oft noch impulsiv gearteten Fluchtgedanken bis zum tatsächlichen Jobwechsel. Um diesen zu meistern, sollten Sie von vornherein alle Optionen in Betracht ziehen. Dabei werden Sie sich unweigerlich mit unbequemen Fragen konfrontiert sehen – sowohl den eigenen als auch denen derjenigen in Ihrem Umfeld.
Schritt 1: Analyse des Ist-Zustands
Zuerst sollten Sie sich daher mit dem Status quo so offen und ehrlich wie möglich auseinandersetzen. Eine Entscheidungshilfe dabei liefern folgende Fragen:
- Was genau frustriert Sie an Ihrem aktuellen Job?
- Was müsste passieren, damit dieser Zustand besser wird?
- Wie können Sie selbst Abhilfe schaffen?
Achten Sie zudem auf körperliche und mentale Warnsignale. Häufige Erschöpfung, ein mulmiges Gefühl vor Arbeitsbeginn und dauerhafte Langeweile am Arbeitsplatz können bereits Indikatoren sein, dass in Ihrem aktuellen Job etwas falsch läuft.
Es muss jedoch nicht immer sofort ein kompletter Neuanfang sein: Besprechen Sie Ihre Probleme im aktuellen Job mit Kollegen und Vorgesetzten, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Bleiben Sie dabei konstruktiv; niemand profitiert von Drohungen oder Schuldzuweisungen. In manchen Fällen findet sich auf diese Weise eine Lösung, zum Beispiel, indem man Ihnen neue bzw. andere Aufgaben oder mehr Verantwortung – und damit mehr Gestaltungsfreiraum – überträgt.
Schritt 2: Festlegung von Zielen
Ist eine Verbesserung beim aktuellen Arbeitgeber nicht realistisch, so bleibt bisweilen nur, einen neuen Job zu finden. Fragen Sie sich zur Orientierung Folgendes:
- Welche Ihrer Fähigkeiten möchten Sie stärker einbringen?
- Inwiefern muss ein neuer Job Ihren Bedürfnissen entgegenkommen?
- Welche Risiken und Aufwände sind Sie bereit, auf sich zu nehmen?
Gehen Sie die Suche nach einem neuen Job möglichst vorbehaltlos an. Lassen Sie sich von Ihren aktuellen Fähigkeiten zu sehr einschränken, besteht die Gefahr, am neuen Arbeitsplatz in alte Muster zurückzufallen. Daher ist es oft besser, nicht zu fragen, was Sie in Ihrem jetzigen Zustand tun können, sondern was Sie tun müssten, um an einen Job zu kommen, der Sie erfüllt.
Dabei sollten Sie sich keine falschen Vorstellungen machen – der Weg zum Traumjob kann beschwerlich sein. Je drastischer die Veränderung ist, desto mehr Abstriche müssen Sie wahrscheinlich zwischenzeitlich machen. Besonders der Beginn einer Umschulung oder der Start in die Selbstständigkeit sind oft mit finanziellen Engpässen verbunden, die es zu überwinden gilt.
Schritt 3: Realisierung der Karrierepläne
Steht die weitere Perspektive fest, gilt es, diese zu realisieren. Dabei hilft es niemandem, die Dinge zu überstürzen und die erstbeste Stelle zu nehmen. Denken Sie an Ihre Ziele: Welcher Arbeitsplatz ermöglicht es Ihnen, diese zu erreichen?
Faktoren wie kürzere Arbeitswege, besseres Gehalt oder flexible Arbeitszeiten können zwar kurzfristig die Zufriedenheit steigern, langfristig müssen jedoch eine ganze Reihe Kriterien erfüllt sein, damit sich die Freude am neuen Job hält. So sollte in jedem Fall das Gleichgewicht zwischen Forderung und Förderung stimmen und eine Perspektive für Ihre persönliche Entwicklung bestehen.
Hilfreich ist hier auch, die Unterstützung einer Personalvermittlung in Anspruch zu nehmen. Diese verfügen über ein umfangreiches Netzwerk von Kontakten zu Arbeitgebern aus den verschiedensten Branchen und können Sie Ihren beruflichen Zielen dadurch schnell näher bringen. Ferner sind einige Stellen, beispielsweise im Management-Sektor, fast ausschließlich auf diesem Wege erreichbar. Besitzen Sie die nötigen Qualifikationen, profitieren Sie also von dieser Option bei der Suche nach beruflichen Alternativen immens.